Als wir unsere Reise nach Albanien planten, wurden wir von gemischten Gefühlen begleitet. Auf der einen Seite hörten wir oft, dass Albanien als das "Armenhaus Europas" bezeichnet wird. Ein Land, das lange unter Armut und Isolation gelitten hat, fernab der touristischen Ströme, die wir aus anderen Teilen Europas kennen. Andererseits erzählten uns Freunde und Bekannte, dass Albanien in den letzten Jahren eine erstaunliche Verwandlung durchgemacht hat und sich vom Underdog zum attraktiven Urlaubsland entwickelt.
Ankunft und erste Eindrücke in Shkodra
Unsere Reise begann in Shkodra, einer charmanten Stadt im Norden Albaniens, die für ihren wunderschönen See und die reiche Geschichte bekannt ist. Wir hatten das Glück, dass wir noch einen Platz auf dem Campingplatz Resort Lake Shkodra bekamen. Später erfuhren wir, dass der Campingplatz so beliebt ist, dass er eigentlich immer ausgebucht ist – ohne Reservierung läuft da gar nichts. Kein Wunder, denn der Platz ist wirklich ein kleines Paradies: gepflegte Grünflächen, ein hervorragendes Restaurant, Strandliegen und Sonnenschirme.
Nach einem kurzen Bad im See – das übrigens die perfekte Erfrischung nach der Anreise war – fühlten wir uns wie neu geboren und bereit, die Stadt zu erkunden.
Erkundung von Shkodra
Shkodra selbst überraschte uns mit seiner reizenden Altstadt. Die engen Gassen, gesäumt von historischen Gebäuden, luden zum Schlendern und Entdecken ein. Besonders beeindruckend waren die zentrale Moschee und die nahegelegene Kirche, die das multikulturelle Erbe der Stadt widerspiegeln. Die Altstadt bot zahlreiche Cafés und kleine Geschäfte, die zum Verweilen einluden und uns einen Einblick in das lokale Leben gaben.
Ein zusätzliches Highlight wäre sicherlich der Besuch der Burg von Shkodra Rozafa, die etwas außerhalb der Stadt liegt. Von hier aus hat man einen schönen Blick über den See und die umliegende Landschaft.
Weiterreise und der Albtraum auf Rädern
Unsere Weiterreise stellte uns vor unerwartete Herausforderungen. Da wir bei unserem Navi noch immer die Autobahnen ausgeschlossen hatten – schließlich wollten wir immer auf der idyllischen Küstenstraße Nr. 8 bleiben – fanden wir uns auf albanischen "Landstraßen" wieder, die eher Hindernisparcours für Geländewagen zu sein schienen. Schlaglöcher groß genug, um darin zu campen, und unbefestigte Abschnitte, die einem Treibsand gleichkamen. Als uns das Navi dann aufgrund eines Staus auch noch meinte, auf einen Feldweg lotsen zu müssen, landeten wir mitten im Nirgendwo und mussten umkehren. Zurück im Stau, wurden unsere Nerven auf eine harte Probe gestellt – und unsere Stoßdämpfer übrigens auch.
Zusätzlich mussten wir eine Reparaturwerkstatt aufsuchen, weil unsere Scheibenwaschanlage den Dienst verweigerte. Für eine schnelle, improvisierte "Reparatur" und 45 Minuten Arbeit verlangte man uns einen Viertel Monatslohn ab. Aber was soll's – ich buche so etwas immer unter "Abenteuerzuschlag" ab und versuche nicht weiter darüber nachzudenken. Trotzdem fühlten wir uns abgezockt, was unserer Begeisterung für das Land einen deutlichen Dämpfer versetzte. Unsere Albanienliebe bekam erste Kratzer.
Ankunft im Campingplatz Pa Emer
Unser Ziel war der Campingplatz Pa Emer, nahe Durrës, kurz nach Tirana. Obwohl die Strecke eigentlich nur 120 km beträgt, benötigten wir fast den ganzen Tag, um sie zu bewältigen. Erst gegen 16:00 Uhr erreichten wir endlich den Campingplatz. Den Tipp hatten wir von einem Camper, den wir in Split kennengelernt hatten, doch wir hatten keine Ahnung, was uns erwarten würde.
Zu unserer Erleichterung entpuppte sich der Campingplatz Pa Emer als das größte Highlight unserer Reise. Wenn ich mir einen perfekten Campingplatz ausmalen könnte, dann genau so: idyllisch direkt am Strand und doch im Schatten, mit herrlicher natürlicher Vegetation. Die Anlage war nicht geschniegelt und doch nicht verwahrlost. Besonders verzaubert waren wir von der kleinen Insel mit einem Restaurant, das nur zu Fuß über einen Holzsteg erreichbar war – wie in einem Traum.
Romantischer Abend mit unseren „Gewandläusen“
Am Abend trafen wir wieder auf unsere neuen alten Bekannten, die wie wir scheinbar die gleiche Reiseroute hatten und sich ohne Verabredung immer auf den gleichen Campingplätzen einfanden. "Ihr seid wie Gewandläuse!" lachte ich, während wir uns fragten, ob sie wohl einen GPS-Tracker an uns befestigt hatten. Aber was soll’s, sie sind nett, und wir beschlossen, den Abend gemeinsam zu verbringen – romantisches Abendessen im Inselrestaurant inklusive.
Während die Sonne langsam unterging und die Luft angenehm warm blieb, genossen wir ein herrliches Abendessen. Die Atmosphäre war einfach magisch – der perfekte Abschluss eines langen und anstrengenden Tages. Hier wollten wir auf jeden Fall einige Tage bleiben, um die Ruhe und Schönheit des Ortes in vollen Zügen zu genießen. Schließlich braucht jeder Abenteurer mal eine Pause von Schlaglöchern und Feldwegen – und wo ginge das besser als in einem kleinen Paradies mit gutem Essen und guter Gesellschaft?
Ein plötzlicher Abschied
Am dritten Tag, es war Sonntag, läutete um 7:30 Uhr das Telefon. Wir wussten sofort, dass dies nichts Gutes bedeuten konnte. Tatsächlich mussten wir so rasch wie möglich nach Österreich zurückkehren. Schweren Herzens packten wir unsere Sachen und verabschiedeten uns von diesem idyllischen Ort, der uns so viel Freude und Entspannung gebracht hatte.
Fazit
Albanien ist ein Land voller Kontraste, das Geduld und Flexibilität erfordert, um seine Schönheiten zu entdecken. Trotz der Herausforderungen, die wir erlebten, bleibt Albanien ein faszinierendes Reiseziel. Es bietet unglaubliche kulturelle und landschaftliche Erlebnisse, und für Reisende, die sich auf einige Unannehmlichkeiten einstellen, wird es zu einem unvergesslichen Abenteuer.
Um jedoch eine endgültige Meinung zu haben, waren wir zu kurz dort; vier Tage und zwei Orte genügen nicht. Wir hoffen, bald wiederzukehren, um das Abenteuer fortzusetzen.