· 

Bosnien und Herzegowina

Ein Abstecher in die Geschichte: Bosnien und Herzegowina – Ein Land der Narben und Hoffnung

Wenn man von der sonnigen Adria Magistrale ins Landesinnere von Bosnien und Herzegowina abbiegt, taucht man nicht nur in eine schöne Landschaft ein, sondern auch in eine bewegte Geschichte. Dieses Land hat während des Krieges in den 1990er Jahren mehr gelitten als viele andere – und die Spuren dieses Konflikts sind noch immer sichtbar.

Bosnien und Herzegowina: Ein Land geprägt vom Krieg

In den Jahren 1992 bis 1995 tobte der Bosnienkrieg, einer der blutigsten Konflikte in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Während dieser Zeit starben schätzungsweise 100.000 Menschen, und Millionen wurden vertrieben. Ganze Städte und Dörfer wurden zerstört, und die Narben dieses Krieges sind in Bosnien und Herzegowina nach wie vor allgegenwärtig.

 

 

Wenn man durch Städte wie Mostar und Sarajevo spaziert, sieht man die Spuren des Krieges noch immer: Einschusslöcher in den Wänden, zerstörte Gebäude und Denkmäler, die an die vielen Opfer erinnern. 

Der Friedensvertrag von Dayton: Frieden um jeden Preis?

Der Krieg endete offiziell 1995 mit dem Friedensvertrag von Dayton, der in einer US-amerikanischen Luftwaffenbasis in Dayton, Ohio, ausgehandelt wurde. Der Vertrag setzte dem Blutvergießen ein Ende und etablierte Bosnien und Herzegowina als Staat, bestehend aus zwei weitgehend autonomen Entitäten: der Föderation Bosnien und Herzegowina und der Republika Srpska.

 

 Doch der Frieden kam zu einem hohen Preis. Der Vertrag festigte die ethnischen Teilungen und schuf ein politisches System, das viele Bosnier als unbefriedigend empfinden. Die komplizierte Verwaltung und die fortdauernden Spannungen zwischen den ethnischen Gruppen haben die Entwicklung des Landes behindert und machen deutlich, dass der Weg zu einem dauerhaften Frieden noch lang ist.

Medjugorje: Ein Ort des Glaubens und der Wunder

Medjugorje, ein kleines Dorf in Bosnien und Herzegowina, wurde weltweit bekannt durch die angeblichen Marienerscheinungen, die am 24. Juni 1981 begannen. An diesem Tag behaupteten sechs Kinder die Jungfrau Maria auf einem Hügel in der Nähe des Dorfes gesehen zu haben. Diese Erscheinungen setzten sich in den folgenden Tagen und Wochen fort, was zu einem enormen Zustrom von Gläubigen und Neugierigen führte.

Die katholische Kirche stand den Ereignissen in Medjugorje zunächst skeptisch gegenüber. Offizielle Anerkennung wurde lange Zeit verweigert, da die Kirche eine sorgfältige Untersuchung der angeblichen Erscheinungen und ihrer Auswirkungen auf die Gläubigen durchführen wollte. Im Jahr 2019 erkannte Papst Franziskus offiziell die Pilgerfahrten nach Medjugorje an.

Trotz persönlicher Zweifel und kontroverser Meinungen ist es unbestreitbar, dass Medjugorje für viele ein Leuchtturm des Glaubens und der Hoffnung ist. Unsere Zeit dort hat uns gezeigt, dass Orte wie dieser wichtig sind, um Menschen in ihrem Glauben zu stärken und ihnen einen Zufluchtsort für Gebet und Reflexion zu bieten.

Der Spanische Platz in Mostar: Ein Symbol für Erinnerung und Bildung

Der Sniper Tower: Ein düsteres Relikt

Am Spanischen Platz befindet sich der berüchtigte Sniper Tower, ein ehemaliges Bankgebäude, das während des Bosnienkrieges als strategischer Punkt für Scharfschützen genutzt wurde. Das hohe Gebäude bot den Schützen eine perfekte Sicht auf die Stadt, wodurch es zu einem gefährlichen Ort für die Bewohner wurde. Heute steht der Turm als ein unheimliches Mahnmal, das an die Schrecken des Krieges erinnert. Die Wände sind mit Graffiti bedeckt, die die Geschichten von Schmerz, Verlust und Überlebenswillen der Menschen in Mostar erzählen.

Das United World College: Ein Zeichen der Hoffnung und Bildung

Direkt gegenüber dem Sniper Tower, am gleichen Platz, befindet sich das United World College (UWC) Mostar. Das UWC ist Teil eines globalen Netzwerks von Schulen, die sich der Förderung von Frieden und internationalem Verständnis durch Bildung widmen. Das College wurde 2006 gegründet und bietet Jugendlichen aus der ganzen Welt die Möglichkeit, eine hochwertige Ausbildung in einem multikulturellen Umfeld zu erhalten.

 

Das UWC Mostar ist besonders bedeutend, da es in einer Stadt gegründet wurde, die durch ethnische Konflikte und Krieg gezeichnet ist. Die Schule symbolisiert Hoffnung, Versöhnung und die Macht der Bildung, Brücken zwischen verschiedenen Kulturen und Ethnien zu bauen. Hier lernen Jugendliche aus unterschiedlichen Hintergründen zusammen, um eine bessere und friedlichere Welt zu schaffen.

Der Spanische Platz in Mostar verkörpert den starken Kontrast zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Krieg und Frieden. Der Sniper Tower steht als düsteres Mahnmal für die Grausamkeiten des Krieges, während das United World College als Leuchtturm der Hoffnung und Bildung dient. Zusammen erzählen sie die Geschichte einer Stadt, die sich von ihren Wunden erholt und eine neue Generation hervorbringt, die sich für Frieden und Verständigung einsetzt.

     

Stari Most: Eine Brücke zwischen Orient und Okzident

Die Stari Most steht als lebendiges Symbol für die Widerstandskraft und den Wiederaufbau Mostars. Sie erzählt die bewegte Geschichte der Stadt, von den friedlichen Tagen des osmanischen Reiches über die Zerstörung im Krieg bis hin zur Wiedergeburt als ein Zeichen der Hoffnung und Einheit. 

Geschichte und Symbolik

Die Stari Most, die alte Brücke in Mostar, ist weit mehr als nur eine Verbindung über die Neretva. Sie symbolisiert die Verbindung zwischen Orient und Okzident und ist ein Meisterwerk osmanischer Architektur. Erbaut im 16. Jahrhundert von dem osmanischen Architekten Mimar Hayruddin, stand die Brücke über 400 Jahre lang als Symbol des Friedens und der Verbindung zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen.

Zerstörung und Wiederaufbau

Im November 1993, während des Bosnienkrieges, wurde die Stari Most durch kroatische Truppen zerstört. Die Brücke, die so lange ein Symbol der Einheit war, fiel dem Krieg zum Opfer und hinterließ eine klaffende Wunde in der Stadt. Doch der Verlust der Brücke weckte einen internationalen Wunsch nach Wiederherstellung und Versöhnung. Mit Unterstützung der UNESCO und anderer internationaler Organisationen wurde die Stari Most originalgetreu wiederaufgebaut und im Jahr 2004 feierlich wiedereröffnet.

Die Springer von Mostar

Eine Tradition, die bis heute fortbesteht, sind die Brückenspringer von Mostar. Seit Jahrhunderten springen junge Männer von der 24 Meter hohen Brücke in das kalte Wasser der Neretva – eine Mutprobe und ein Zeichen der Tapferkeit. Diese waghalsigen Sprünge sind nicht nur ein Spektakel für die Einheimischen, sondern ziehen auch zahlreiche Touristen an. Für die Springer selbst ist es eine Ehrenangelegenheit, die nicht nur Mut, sondern auch Geschicklichkeit und Training erfordert.

Heute ist die Stari Most ein beliebter Touristenhotspot und Fotospot. Besucher aus aller Welt strömen nach Mostar, um die beeindruckende Brücke zu sehen.

Die pittoreske Altstadt mit ihren gepflasterten Straßen, historischen Gebäuden und dem lebendigen Basar bietet zahlreiche Fotomöglichkeiten.

Der Abend rückte näher und nach einem ereignisreichen Tag in Bosnien und Herzegowina war es Zeit, wieder über die Grenze zu fahren. Unser Besuch in Mostar und Medjugorje hat uns tief beeindruckt und viele Eindrücke hinterlassen, aber nun mussten wir unsere Reise fortsetzen.

Mit der untergehenden Sonne im Rücken machten wir uns auf den Weg zurück zur Adria Magistrale. Die Landschaft, die im sanften Abendlicht getaucht war, begleitete uns auf unserer Fahrt. Die Straßen waren ruhig, und es war ein friedlicher Abschluss eines bewegenden Tages.

 

Die Grenzüberquerung verlief problemlos, die Grenzbeamten waren freundlich und nachdem wir unsere Pässe gezeigt hatten, konnten wir  wieder kroatischen Boden befahren.

Da unser ursprünglicher Plan, die Nacht auf dem Campingplatz Kate zu verbringen, wegen Vollbelegung vereitelt wurde, mussten wir improvisieren. Glücklicherweise fanden wir einen Parkplatz in der Nähe von Dubrovnik, auf dem wir unser Lager für die Nacht aufschlugen. Mit den Resten unserer Pizza vom Mittagessen machten wir es uns gemütlich.