Mittwoch 15. Juli 2022
Von Gaziantep geht es weiter nach Sanliurfa (Urfa).
Das Herzstück von Urfa ist die Dergah genannte Parkanlage rund um die Geburtsgrotte von Abraham im Süden der Stadt. Der Park liegt unterhalb der Kalesi (Burg) und wir finden ganz in der Nähe einen Parkplatz.
Wir folgen der Masse, die es zur Geburtsgrotte Abrahams zieht. Der Eingang zur Grotte ist in einen Männer- und Frauenbereich unterteilt. Frauen sollten mit langer Kleidung und Kopfbedeckung hineingehen. Dem Quellwasser in der Grotte wird eine heilende Wirkung zugesagt.
Der Baliki Göl (Fischteich) ist ein langgestrecktes Wasserbecken mit abertausenden Karpfen, die ebenfalls mit Abraham in Verbindung gebracht werden. Abraham wurde von König Nimrod zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Gott verwandelte die glühenden Kohlen in Karpfen und so blieb Abraham am Leben. Die Nachkommen von diesen Abraham-Karpfen führen bis heute ein behagliches Leben, denn niemand darf sie anrühren, weil sie heilig sind bzw. jeder der davon isst, blind wird.
Ein weiterer Teich im Park ist der Ayn-i Zeliha, auf dem man mit einem kleinen Boot fahren kann.
In der Parkanlage Dergah kann man gut einige Stunden verbringen, flanieren oder in einem Cafe verweilen. Tief in Tücher gehüllte Frauen, Pilgertouristen aus dem Iran und arabisch-türkisch-kurdisches Sprachengewirr lassen einen an den Orient denken.
In Urfa gibt es soweit wir wissen keinen Campingplatz, aber wir haben den Tipp bekommen, dass man auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums gut übernachten kann.
Mit so einem wunderschönen Einkaufszentrum hätte ich in dieser Gegend nicht gerechnet.
Dank Parkplatzwächter haben wir uns sehr sicher gefühlt und eine gute Nacht verbracht.
Donnerstag 16. Juni 2022 - Göbekli Tepe
Heute geht es nach Göbekli Tepe (Nabelhügel). Es ist ein steinzeitliches Bergheiligtum, das bereits 1963 entdeckt wurde aber erst 1995 unter der Leitung eines deutschen Archäologen wurde die Bedeutung der Stätte erkannt. Seit 2001 finden im Namen des Deutschen Archäologischen Instituts in Zusammenarbeit mit dem Museum in Sanliurfa Grabungen statt.
Die ältesten Schichten werden auf die Zeit 9000 vor Christus datiert und es wurden Kreisanlagen und Pfeiler mit sorgfältig gearbeiteten Reliefs freigelegt.
Es sind bis dato nur ein kleiner Teil der einstigen Kultstätte freigelegt und es ist noch vieles unklar, denn bis dahin hatte man angenommen, dass es zu dieser Zeit nur nomadisch lebende Jäger und Sammler gab. Man glaubte, dass solche religiösen Bauten erst von sesshaften Bauern errichtet werden konnten. Rätselhaft ist auch, warum die Anlage im 8. Jhd. offenbar absichtlich mit Erde zugeschüttet wurde.
Um diesen Fundort wird ein regelrechtet Hype gemacht, überall in Urfa und Umgebung findet man Hinweisschilder, der Ort liegt etwa 15 km nordöstlich von Urfa. Man parkt sein Auto, kauft die Eintrittskarte und wird mit einem Minibus auf das Ausgrabungsgelände gefahren. Dann muss man noch ein gutes Stück zu Fuß über Holzwege gehen und kommt schließlich zu einem überdachten riesigen Zelt.
Was man dann zu sehen bekommt, ist für mich als Laie eher enttäuschend, abgesehen von den wie oben erwähnten Pfeilern kann man nicht wirklich etwas erkennen. Die Anlage beeindruckt mich eher dadurch, dass sie mindestens 7000 Jahre älter ist als alles andere, was wir bisher in der Türkei an antiken Stätten gesehen haben.
Interessanter ist es da schon, den Archäologen bei der Arbeit zuzusehen. Mit kleinen Bürsten, ähnlich einer Zahnbürste, legen sie einzelne Schichten frei, die Erde wird in Schüsseln gefüllt, nochmals gesiebt und erst dann weggetragen.
Auf dem Plan stehen heute noch Harran und Halfeti. In Harran kann mit sogenannte Trullihäuser besichtigen und Halfeti ist eine Stadt, die 2000 durch die Stauung des Euphrats überflutet wurde und sich nun zu 2/3 unter Wasser befindet und sich seitdem als Touristenmagnet entwickelt hat.
Inzwischen ist es 13.00 und es ist sehr heiß geworden, 42 Crad lt. Handy und wir haben keine Lust mehr auf Sightseeing. Ich wäre gerne noch einen Tag in Urfa geblieben, um z.B. den Basar zu besichtigen, aber andererseits haben wir keine Lust, noch eine Nacht auf dem Parkplatz zu verbringen, auf dem wir nicht einmal einen Tisch und Sesseln rausstellen dürfen und so entschließen wir uns zur Weiterfahrt.
Ich kann es kaum glauben, heute Abend werde ich auf dem Nemrut Dagi (2150 Meter) stehen und dort oben übernachten.